Corona und die Krise am Samson - Teil 4

Corona und die Krise am Samson - Teil 4

Aussichten und Lösungen

Corona-Krise oder Dauerkrise?
Die Grube Samson kann aufgrund der Corona-Krise aktuell und wohl noch für einen längeren Zeitraum kaum Einnahmen generieren. Gehälter für das Team und andere Betriebskosten laufen weiter, die Museumsleitung dagegen arbeitet ohne Honorar. Mit anderen Worten: die Pächter sponsoren den Museumsbetrieb der UNESCO-Welterbestätte Grube Samson – eine öffentliche Einrichtung in einem der reichsten Länder der Welt...

Unverständnis bei den Gästen für mangelnde Unterstützung
Die fehlende finanzielle Unterstützung der Grube Samson wurde in den letzten Jahren immer wieder auf den Führungen durch das Museumsbergwerk von den Gästen erfragt bzw. thematisiert. Ausnahmslos haben die Besucher Unverständnis geäußert und sich in der Mehrheit empört gezeigt, dass eine so bedeutsame und authentische Einrichtung wie der Samson keine strukturelle Unterstützung erhält.

Wer rettet die Kultur in der Krise?
Kulturförderung gibt es in Niedersachsen für Theater, Orchester oder Museen in den großen Städten. Eine als UNESCO-Welterbe ausgezeichnete Einrichtung im ländlichen Raum bekommt nichts. Obwohl wir eine gute internationale und wissenschaftliche Reputation für unsere Vermittlungsarbeit genießen. Unser didaktisches Konzept wurde 2014 vom Bundespräsidenten als eine der 100 besten Ideen des Landes beim Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ 2014 ausgezeichnet, wir bewegen uns also durchaus auf der Höhe der Zeit…

Niedersachsen hat im Gegensatz zu anderen Bundesländern (Saarland) keine eigene Landesgesellschaften für Ihre Welterbestätten gegründet. Wussten Sie das die EU-Kommission aktuell 28 Ressorts umfasst, es aber kein Kulturressort gibt?

Die Corona-Soforthilfen des Bundes dürfen nicht zur Deckung des eigenen Lebensunterhalts verwendet werden. 2,2 Mio. Solo-Selbständige der Kreativwirtschaft werden schlechter gestellt als 10 Mio. Menschen in Kurzarbeit.

Eine Diskussion muss möglich sein
Im strukturschwachen Schönigen wurden für den Bau des PALÄON zur Präsentation der im ehemaligen Braunkohletagebau gefundenen 300.00 Jahre alten Speere 15 Mio. Euro investiert. Schon nach wenigen Jahren gab es eine finanzielle Schieflage, weil die realen Besucherzahlen und damit die Einnahmen deutlich hinter den prognostizierten (besser: gewünschten) zurückblieben. Seit 2019 hat das Landesamt für Denkmalpflege das PALÄON übernehmen müssen, um den Fortbestand des Haues zu gewährleisten. Das PALÄON hat 30 Mitarbeiter aber genau wie der Samson ca. 30.000 Gäste.
Warum haben wir bei einer Welterbestätte im Harz nicht die identische Diskussion wie beim PALÄON in Schöningen?

Mehr Unterstützung ist notwendig
Da andere Welterbeeinrichtungen vom Land strukturell unterstützt werden, ist es eine Frage des politischen Willens, welche Einrichtungen gefördert werden. Keinesfalls soll es zu einer Streichung von Subventionen für andere Museumseinrichtungen im Harzer Welterbe kommen, um eine Gleichbehandlung mit der Grube Samson zu erreichen. Vielmehr wünschen wir uns auch für die Grube Samson eine substanzielle Unterstützung, strukturell aber auch z.B. aus einem Notfallfonds für Kultureinrichtungen - und Veranstalter sowie KünstlerInnen, der schnell und unkompliziert frei verwendbare Mittel zur Verfügung stellt, um das immense Betriebsrisiko abzufedern.

Was die Grube Samson braucht

Um die Zukunft der Grube Samson zu sichern, benötigen wir neben einer grundsätzlichen Diskussion:

  • Eine sichere höhere finanzielle Ausstattung, die die Anstellung von ausreichend Personal ermöglicht und alle Museumsaufgaben langfristig sicherstellt, insbesondere auch in Notzeiten.
  • Einen Entwicklungsplan für die Grube Samson, der Sanierungsmaßnahmen, Infrastruktur­erweiterungen, Freiraumplanung, Barrierefreiheit, Sichtachsen, Denkmalschutz etc. umfasst.
  • Eine Einbettung dieses Entwicklungsplans in ein Städtebaukonzept (Quartiersmanagement).
  • Eine Managementplan für das Westharzer Weltkulturerbe, der allen Beteiligten und allen Standorten eine transparente Planungssicherheit gibt.

Den Geist des Samson begreifen
Sicherlich sagen einige der geneigten Leserinnen und Leser nun, die schwierige wirtschaftliche Situation und das Risiko hättet Ihr Euch doch vor der Übernahme des Samson überlegen können. Schließlich wusstet Ihr doch von Uschi und Jochen Klähn, was es bedeutet, seine Seele an das Museumsbergwerk zu binden.
Hansi Schärf und der Autor verfolgen mit dem Samson keine Gewinnmaximierungsabsicht im eigentlichen Sinne. Uns treiben Liebe und Verbundenheit zur Heimat und die Leidenschaft für die Vermittlung der Kultur- und Naturgeschichte des Harzes – in bestmöglicher Qualität und für die größtmögliche Zahl von Menschen.

Der schönste Job der Welt
Wir haben viele Freiheiten in unserer Arbeit, genießen den Kontakt mit Menschen und ihren Geschichten und bekommen täglich viel Zuspruch und Applaus für unsere Konzepte. Das Bergwerksensemble Grube Samson ist eine echte Perle und das Team perfekt. Wir werden uns wieder an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen und auch diese Krise überstehen. Wünschen würden wir uns etwas anderes, nämlich die gleiche Leidenschaft für Erhalt und Entwicklung des Harzer Welterbes von denen, die uns helfen können…

Auftrag erfüllt
Mit dieser Serie hat die Grube Samson die Öffentlichkeit über die Gefährdungen an unserer UNESCO-Weltkulturerbestätte informiert und ist damit der in §27 (2) der Welterbekonvention genannten Verpflichtung nachgekommen (s. www.unesco.de).
 

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